Immer mehr Menschen verbringen den Tag im Sitzen, den Abend ebenso. Gesundheitlich ist das nicht zu empfehlen, denn das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen steigt.
Arbeit am Monitor ist mittlerweile für mehr als die Hälfte der Berufstätigen in Deutschland der Normalfall, wenn man Schätzungen des Digitalverbands Bitkom glauben darf. Andere Berechnungen kommen auf ein paar Millionen Menschen weniger, doch unbestritten ist, dass Telearbeit immer weiter um sich greift. Die Tätigkeit am Bildschirm hat zwar ihre Vorzüge, doch einer davon ist zugleich ein Nachteil: Sie wird in aller Regel im Sitzen verrichtet.
Das Gleiche gilt für den Feierabend. Vom Bürostuhl auf den Autositz auf den Esstischstuhl auf die Couch – so sieht das alltägliche Bewegungsprofil vieler Berufstätiger aus. Umfragen zufolge verbringen die Deutschen den größten Teil ihrer Wachzeit sitzend. Nicht wenige kommen auf 15 Stunden täglich auf Stühlen, Sofas und Sesseln.
Was einerseits hohen Komfort verschafft, bedroht andererseits die Gesundheit. Denn der Organismus des Homo sapiens ist nicht für dauerhaftes Sitzen gemacht. Er braucht Bewegung, am besten wieder und wieder. Eine halbe Stunde Sport zu treiben ist zwar empfehlenswert, doch gleicht es die Gefahren übermäßigen Sitzens nur bedingt aus.
Forschungsergebnisse lassen keinen Zweifel an Schädlichkeit
„Zahlreiche Studien haben einen Zusammenhang zwischen ausgiebigem Sitzen und kardiovaskulären Erkrankungen bestätigt“, erklärt der Herzmediziner Dr. Fabian Riediger von der kardiologischen und internistischen „Praxis am Rüdesheimer Platz“ in Berlin-Wilmersdorf, „um es überspitzt zu formulieren: Wer lange sitzt, stirbt früher.“
Zu den von Dr. Riediger erwähnten Studien zählt beispielweise eine australische aus dem Jahr 2012, für die Daten zu 220.500 Patienten ausgewertet wurden. Fazit: Wer elf oder mehr Stunden täglich im Sitzen verbringt, weist ein um 40 Prozent höheres Sterberisiko auf als jemand mit weniger als vier Stunden täglicher „Sitzzeit“. Als geradezu legendär gilt in Kardiologenkreisen eine Londoner Studie, die bereits in den 1950er-Jahren Busfahrer (sitzend) und Busschaffner (stehend bzw. in Bewegung) verglich. Das Risiko eines Herzinfarktes war bei den Fahrern etwa doppelt so hoch wie bei ihren mobileren Kollegen.
Was also tun?
Die Konsequenz aus diesen Erkenntnissen lautet nicht zwingend, dass man den Beruf wechseln sollte, wenn man sich an guter Herzgesundheit erfreuen will. Auch Telearbeit lässt sich herzschonend gestalten. Der Schlüssel heißt: Bewegung.
So oft wie möglich sollte man aufstehen und den Körper in Schwung bringen, mindestens jede halbe Stunde. Immer wieder im Stehen zu arbeiten, ist ebenfalls sinnvoll und erfordert nicht mehr als ein Stehpult oder einen entsprechend hochfahrbaren Schreibtisch. Eine Sporteinheit vor oder nach der Arbeit einzulegen, etwa indem der Weg zur Firma mit dem Rad bewältigt wird, tut der Herzgesundheit gut, kompensiert aber nicht die Nachteile stundenlangen Sitzens, wie Forscher der Queensland University belegt haben. Am Arbeitsplatz wie in der Freizeit sollte man sich vor allem um häufige, kleinere Bewegungseinheiten bemühen.