Bauchaorten-Aneurysma: Kurzes Screening, große Sicherheit

Männer ab 65 Jahren haben Anspruch auf ein Ultraschall-Screening der Bauchschlagader – es kann ihr Leben retten, daher sollte es nicht versäumt werden.

Thomas Mann, Charles de Gaulle oder Albert Einstein: Die Liste der berühmten Toten, die einem Bauchaorten-Aneurysma zum Opfer fielen, ist lang. Das tückische Leiden kommt wie aus dem Nichts, denn Symptome machen sich kaum bemerkbar – und wenn, sind sie so allgemeiner Art wie Flanken- oder Rückenschmerz, dessen wahre Ursache schwierig aufzudecken ist. „Die Aussackungen an der Bauchschlagader verursachen in aller Regel keine Beschwerden, weshalb nur Vorsorgeuntersuchungen einen wirksamen Schutz bieten“, erklärt der Internist und Herzmediziner Dr. Fabian Riediger von der Praxis am Rüdesheimer Platz in Berlin-Wilmersdorf.

Das Risiko von Aussackungen oder Ausbuchtungen – fachsprachlich: Aneurysmen – an der Bauchschlagader betrifft prinzipiell alle Erwachsenen, auch jüngere und Frauen. Doch Männer im höheren Alter sind weitaus am häufigsten betroffen. Hauptrisikofaktoren sind Rauchen und Bluthochdruck.

Gefährlich wird es, wenn sich ein Aneurysma immer weiter füllt, bis es platzt. „Immerhin 0,7 Prozent der über 65-jährigen Männer sind von einem solchen Vorfall betroffen, bei dem es zu massiven inneren Blutungen kommt. Das statistische Überlebensrisiko liegt dann nur bei eins zu sechs“, warnt Facharzt Dr. Riediger.

Wie wird behandelt?
Von dem seit 2018 geltenden Angebot eines kostenlosen Ultraschall-Screenings der Bauchschlagader sollten gesetzlich krankenversicherte Männer spätestens im Herbst des Lebens Gebrauch machen, Risikogruppen wie Raucher und Hypertoniker besser schon früher. Wird dabei ein Aneurysma entdeckt, heißt das nicht automatisch, dass sofort operiert werden müsste. Zwar lässt sich eine Aussackung nicht wieder zurückdrängen, doch in vielen Fällen reicht es zunächst aus, sie zu beobachten.

Wenn ein Platzen möglich erscheint, wird eine Operation allerdings unumgänglich. Dabei gibt es im Wesentlichen zwei Optionen: ein Stentgraft oder eine Prothese einzusetzen, mit der die Aussackung vom Blutfluss abgeschnitten wird.

Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland mehr als eine Million Menschen – vorwiegend ältere Männer – ein Aneurysma an der Bauchschlagader mit sich herumtragen. Die meisten, ohne von der Lebensgefahr, in der sie schweben, zu wissen. Internist Dr. Riediger ruft zur Teilnahme am Früherkennungsprogramm der Krankenkassen auf: „Das Vorsorgescreening dauert nur wenige Minuten, verursacht keinerlei Schmerzen oder sonstige Beeinträchtigungen und bringt im Gegenzug ein großes Stück Sicherheit.“