Wie schlank sollte man sein, welcher BMI-Wert ist ideal für das Herz-Kreislauf-System? Eine neue Studie liefert Futter für diese umstrittenen Fragen.
Um es gleich zu sagen: Ein Body-Mass-Index-(BMI)-Wert zwischen 22 und 23 ist ideal für die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Zumindest wenn man einer aktuellen schottischen Studie Glauben schenken kann. Diese Empfehlung bleibt deutlich unter der von der Weltgesundheitsorganisation bei 25 angesetzten Schwelle zum Übergewicht.
Das ist insoweit nicht überraschend, als Herzmediziner seit eh und je ein Körpergewicht im Normbereich propagieren, um kardiovaskulären Erkrankungen vorzubeugen. Je dicker, desto gefährdeter, so die grundlegende Annahme. Erschüttert wurde sie jedoch verschiedentlich durch Forschungsarbeiten, deren Erkenntnisse in der Fachwelt als „Adipositas-Paradoxon“ zusammengefasst werden. Demzufolge kann es bei vorliegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie arteriellem Bluthochdruck, chronischer Herzinsuffizienz, Diabetes (Typ 2) oder koronarer Herzkrankheit ein leichtes Übergewicht empfehlenswert sein. In entsprechenden Langzeitstudien erreichten die übergewichtigen Patienten gegenüber den normalgewichtigen eine längere statistische Lebenszeit. Warum das so ist, konnte bislang nicht schlüssig geklärt werden.
Steigt das Erkrankungsrisiko doch mit dem BMI-Wert?
„Die neue Studie der Universität Glasgow widerspricht eindeutig dem ‚Adipositas-Paradoxon‘, denn sie belegt einen linearen Zusammenhang zwischen Gewicht und kardiovaskulärem Risiko. Dieses steigt beispielsweise um 13 Prozent, wenn der BMI-Wert um 4,3 (Männer) bzw. 5,2 Punkte (Frauen) höher liegt“, erklärt der Herzspezialist Dr. Patrick Darb-Esfahani, der am Rüdesheimer Platz in Berlin-Wilmersdorf eine kardiologische Praxis betreibt. „Daher kann nur jedem und jeder nahegelegt werden, sich fit zu halten und überflüssige Pfunde abzubauen.“
An der Seriosität und Qualität der Studie, publiziert im „European Heart Journal“, gibt es in der Fachwelt keine Zweifel. Die schottischen Wissenschaftler analysierten den Zeitraum 2006 bis 2015 umfassende Daten von nahezu 300.000 Menschen im Alter von 40 bis 69 Jahren (bei Studienbeginn). Potenziell ebenfalls relevante weitere Risikofaktoren – Bluthochdruck, Rauchen etc. – wurden bei der Auswertung berücksichtigt.
Neben dem BMI-Wert, so eine weitere Erkenntnis der Studie, beeinflusst auch der Taillenumfang das Herz-Kreislauf-Risiko. Dieses fällt am geringsten aus, wenn der Umfang 74 Zentimeter bei Frauen und 83 Zentimeter bei Männern beträgt. Liegt er darüber, steigt auch das Risiko.