Fettleibigkeit weltweit auf dem Vormarsch

Die Menschen nicht nur in den wohlhabenden Ländern legen immer mehr an Umfang und Gewicht zu. Das hat gravierende Auswirkungen auf die (Herz-)Gesundheit.

Erschreckende Zahlen wurden neulich wieder einmal publik: Seit 1975 hat sich die Zahl extrem übergewichtiger Kinder weltweit verzehnfacht, auf nunmehr 124 Millionen. Ein Teil des Anstiegs geht zwar auch auf die Bevölkerungszunahme zurück, doch auch die Relationen geben Anlass zur Besorgnis: Während damals 1 Prozent der Kinder als fettleibig galt, sind es heute 6 Prozent bei den Mädchen und 8 Prozent bei den Jungen. Zu den fettleibigen gesellen sich noch einmal 213 Millionen übergewichtige Kinder, wie die Weltgesundheitsorganisation berichtet.

Insgesamt ist laut einer jüngst im „New England Journal of Medicine“ erschienenen Studie mittlerweile fast jeder dritte Mensch übergewichtig. Als Maßstab dafür dient der Body Mass Index (BMI): Ein Wert von 25 bis 30 kennzeichnet Übergewicht, höhere Werte stehen für Fettleibigkeit (Adipositas). Der Anteil adipöser Menschen an der Bevölkerung hat sich zwischen 1980 und 2015 in über 70 Ländern verdoppelt. Daran lässt sich schon erkennen, dass es nicht nur die reichen Industriestaaten sind, in denen das Problem wächst. Vielmehr flachen die Kurven hier ab, während sie in vielen Schwellenländern steil nach oben zeigen. So ist beispielsweise Ägypten das Land mit dem höchsten Fettleibigen-Anteil unter Erwachsenen: rund 35 Prozent.

Diese Zahlen basieren zwar auch auf Hochrechnungen und sind daher nicht in Stein gemeißelt. Andere Studien kommen zu etwas abweichenden Werten. Keinen Zweifel gibt es aber am deutlichen Trend zur Gewichtszunahme.

Übergewichtige leben gefährlich
Die grassierende Fehlernährung führt in Kombination mit Bewegungsmangel zu geschätzten vier Millionen vorzeitigen Todesfällen pro Jahr (2015). „Die Gefahren, die mit Übergewicht einhergehen, sind beträchtlich“, betont der Herzspezialist Dr. Patrick Darb-Esfahani, der am Rüdesheimer Platz in Berlin-Friedenau praktiziert. „So sind das Diabetes- und das Krebsrisiko wesentlich erhöht, ebenso das Risiko chronischer Nierenerkrankungen. Die meisten Adipositas-bedingten Todesfälle – Studien zufolge rund zwei Drittel – resultieren allerdings aus Herz-Kreislauf-Leiden. Schon die Herzen von Kindern können irreversibel Schaden nehmen, wenn diese zu viele Kilos mit sich herumschleppen.“

Hinzu kommen orthopädische Probleme durch die starke Belastung des Stütz- und Bewegungsapparats sowie nicht zuletzt auch psychische Auswirkungen – denn Dicksein führt oft zu Mobbing und zu mangelndem Selbstwertgefühl.

Gründe über Gründe also, den zahlreichen „sündhaften“ Verlockungen der Nahrungsindustrie zu widerstehen und mehr Frisches zu essen. Und sich regelmäßig draußen zu bewegen; gerade in der beginnenden kalten Jahreszeit wird dadurch auch das Immunsystem gestärkt.